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Margit, du bist jetzt seit zehn Wochen Bürgermeisterin in Waldershof. Wie waren die ersten Tage und was ist dir zum Start besonders aufgefallen?

Margit Bayer (MB): Die ersten Tage waren tatsächlich sehr ereignisreich und gut gefüllt mit Terminen, Gesprächen mit fast allen Mitarbeitern und ganz vielen Gratulanten, jedoch zumeist am Telefon, aufgrund der Hygieneregeln. Eines ist klar und das ist mir auch sofort aufgefallen: in diesem Rathaus wird es mir definitiv keinen einzigen Tag langweilig werden!

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Wie war die Zeit nach dem Wahlsonntag am 15.03.2020? Durch die Corona-Pandemie wurden wir alle und nach einem intensiven Wahlkampf speziell du von 100 auf 0 heruntergebremst. Wie hast du die Zeit zwischen Wahlsonntag und Amtsantritt verbracht?

MB: Ich habe wirklich einige Tage gebraucht, um zu realisieren, was da passiert ist. Dass wir die Wahl gewonnen haben einerseits und andererseits was da gerade in Bayern und ganz besonders ja im Landkreis Tirschenreuth vor sich ging hinsichtlich der Pandemie. Natürlich war es bitter und auch irgendwie traurig, dass es nach dem langen, wirklich mega-engagierten und ja auch auf ganzer Linie erfolgreichen Wahlkampf nicht die Gelegenheit gab, mich bei allen Mitstreitern und loyalen Verbündeten in gebührender Weise zu bedanken, zu feiern und auch gemeinsam all die Erlebnisse zu verarbeiten. Deshalb nochmal an dieser Stelle ein großes und aufrichtiges DANKESCHÖN an alle, die für dieses sensationelle Ergebnis in Waldershof und im Landkreis mitgearbeitet und mitgekämpft haben!

Für mich persönlich habe ich die Zeit genutzt, mich umfassend zu erholen, meine Arbeit am Landratsamt Neustadt abzuschließen, mich in Webinaren und durch Fachliteratur auf das Bürgermeisteramt vorzubereiten und natürlich ganz, ganz viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Meine Tochter hat nach ca. einer Woche Lockdown mal zu mir gesagt: „Mama, was ist denn eigentlich mit Dir los? Warum bist Du so furchtbar viel zuhause?“ 

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Wie wurdest du im Rathaus-Team und bei den Beschäftigten im Bauhof, Kindergärten und Schule aufgenommen?

MB: Ich wurde ausgesprochen herzlich und sehr offen aufgenommen. Insbesondere das Rathausteam war und ist vom ersten Moment an hochmotiviert und mit Freude bei der Arbeit, was mich jeden Tag aufs Neue begeistert und was aufgrund der Fülle an Aufgaben und Herausforderungen sicher keine Selbstverständlichkeit ist. Die Bereitschaft, sich auf einen neuen Führungsstil und andere Herangehensweisen einzustellen war von Anfang an voll da und hat mir den Einstieg erleichtert. Das gilt gleichbedeutend für die Zusammenarbeit mit dem Bauhof und den Mitarbeitern in den drei städtischen Kindergärten. Eine gute, wertschätzende Kommunikation und ein kurzer Draht zu allen Mitarbeitern, insbesondere auch jenen außerhalb des Rathauses, ist mir eminent wichtig.

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Am 14. Mai war es dann soweit, erste Stadtratssitzung mit Vereidigung der Neuen. Wie hast du dich darauf vorbereitet und wie empfandest du die erste Sitzung?

MB: Vor jeder Sitzung gibt es Rathaus-intern eine Besprechung, in der alle wichtigen Punkte und Abläufe nochmals durchgegangen werden. Erstaunlicherweise war ich gar nicht so aufgeregt vor der konstituierenden Sitzung. Das kam erst ein paar Minuten bevor es tatsächlich losging. Einer meiner Vorsätze schon ganz früh im Wahlkampf war, dass ich als Bürgermeisterin und Sitzungsleiterin eine Atmosphäre der Offenheit und des Respekts kreieren möchte, die es den Stadtratsmitgliedern ermöglicht, ohne Vorbehalte ihre Meinungen und Sichtweisen äußern zu dürfen. Der Diskurs ist wesentlicher Bestandteil der Demokratie und Quelle von Ideen und Lösungen. Ich denke, es ist bereits in der ersten Sitzung gelungen hier eine neue Form des Umgangs und des parteiübergreifenden Miteinanders zu etablieren. Vor diesem Hintergrund hat es mir außerordentlich Freude gemacht die Sitzung zu leiten. Ein ganz besonderer und unvergesslicher Moment für mich persönlich war natürlich meine eigene Vereidigung durch Gerhard Greger.

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Nach den ersten Wochen, wie siehst du die Zusammenarbeit zwischen dir als Bürgermeisterin und dem gesamten Stadtrat?

MB: Die Zusammenarbeit mit allen Fraktionen im Stadtrat erlebe ich in den ersten Wochen als sehr fruchtbar, herzlich und engagiert. Wie ich schon vielfach wiederholt habe, für mich zählen am Ende die guten Ideen, die sinnvollen Lösungen, die wertvollen Möglichkeiten und die Projekte, die wir anstoßen und je mehr die Stadtratsmitglieder aktiv mitdenken und sich einbringen, umso besser. In der konstituierenden Sitzung habe ich gesagt: „Wir sind 17 Leute, die diese 4300 Menschen repräsentieren und diese Stadt aktiv gestalten und voranbringen wollen.“ Zu diesem Statement stehe ich nach wie vor. Sobald das gesellschaftliche Leben wieder in Gang kommt werden wir das Engagement der Referenten in den neu gestalteten Ressorts sicher noch deutlicher spüren.

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An was arbeitest du aktuell speziell und was steht in diesem Jahr noch an Projekten an?

MB: Aktuell arbeite ich mit meinem Team fieberhaft an einer Lösung für das akute Problem fehlende Krippenplätze und Kindergartenplätze. Die provisorische Lösung als Übergang für ca. zwei Jahre wird nach dem Abriss des Schwesternwohnheims entstehen und fristgerecht in Betrieb genommen werden können. Für die langfristige Lösung orientieren wir uns künftig an der Vorgehensweise der Städte Tirschenreuth und Waldsassen und möchten nach Möglichkeit gerne einen neuen, ggf. trägergeführten Kindergarten mit Krippe in Waldershof etablieren. Aktuell laufen darüber hinaus eine Vielzahl an Projekten. Um nur einige zu nennen: Neugestaltung des Kreisverkehrs, Umsetzung des kommunalen Ökokonzeptes der Ökogruppe Waldershof, Sanierung unserer Grundschule, Planung von Projekten der Städtebauförderung, Dorferneuerung Lengenfeld, Zukunft und Standort des Kindergarten Piccolino und der Feuerwehr Poppenreuth, umfangreiche Straßensanierungen, Erarbeitung eines Personalentwicklungskonzept für das Rathaus, Abschluss des Großprojektes Renaturierung der Rosenthalbrache, und, und, und.

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Du hattest sicherlich vor deinem Amtsantritt gewisse Vorstellungen darüber, wie es als amtierende Bürgermeisterin sein wird. Haben sich deine Erwartungen bestätigt oder wurdest du von etwas überrascht?

MB: Im Prinzip haben sich meine Erwartungen bestätigt. Trotzdem hat es mich überrascht wieviel Spaß und Freude die Aufgabe tatsächlich mit sich bringt. Bürgermeisterin sein ist ein unwahrscheinlich kommunikativer und empathischer Beruf. Das liegt mir und ist für mich sehr erfüllend und zufriedenstellend. Die Stunden vergehen wie im Flug, wenn man an inspirierenden Projekten arbeitet, sei es in der Stadt Waldershof oder im Landkreis Tirschenreuth.

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Du bist ja auch neu in den Kreistag gewählt worden. In der CSU-Kreistagsfraktion bist du gleich durchgestartet, hast einen Sitz im wichtigen Kreisausschuss und bist Geschäftsführerin der Kreistagsfraktion. Wie lief die Arbeit im Kreistag an und was sind hier die wichtigen Themen?

MB: Ich bin sehr dankbar für das große Vertrauen, das in der Kreistagsfraktion in mich gesetzt wird. Im arbeitsintensiven Amt der Fraktionsgeschäftsführerin bin ich sehr stark in die Organisation der Fraktion eingebunden und arbeite eng mit dem Fraktionsvorsitzenden Bernd Sommer zusammen. Im Kreisausschuss werden letztlich die wichtigen Richtungsentscheidungen für unseren Landkreis vorbereitet und es bringt viele Vorteile mit sich hier quasi direkt an der Wurzel aktiv mitgestalten zu dürfen. Durch Bernd Sommer gewinnt die Fraktion viel Dynamik, Frische und vor allem gute Argumentation und Kommunikation in Sachfragen und zwischen den Fraktionen. Dieser Stil entspricht mir persönlich sehr und ich unterstütze diese Entwicklung nach Kräften. Das Top-Thema aktuell dürfte der Neubau der Realschule in Kemnath sein, der nach gewissen Startschwierigkeiten jetzt voll in Gange kommt. Der Dauerbrenner Zukunft der Kliniken Nordoberpfalz AG bzw. Gesundheitsversorgung im Landkreis wird uns wohl noch einige Zeit begleiten. Am 14.07.2020 stellt Roland Grillmeier seine umfangreichen Pläne für die kommenden sechs Jahre vor… man darf gespannt sein. Die Fraktion steht hundert Prozent dahinter – keine Frage.

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In der CSU steht dir ein starkes Netzwerk über alle parlamentarischen Ebenen zur Verfügung. Wie bist du hier eingebunden und hast du hier schon an Kontakten als Bürgermeisterin gehabt?

MB: Das politische Netzwerk innerhalb der CSU kann man nur als sensationell und absolut hilfreich beschreiben. Es beginnt schon bei den einzelnen Bürgermeistern, die sich untereinander in den verschiedensten Fragen bereitwillig austauschen und zusammenarbeiten und zieht sich bis zu Landrat Roland Grillmeier, der aus seiner eigenen langjährigen Erfahrung als Bürgermeister heraus mit anschiebt, wo es geht. MdL Tobias Reiß in München unterstützt uns bereits bei mehreren Projekten in Waldershof aktiv, auch Dank MdEP Christian Doleschal dürfen wir uns in Waldershof bald über 15.000 Euro Unterstützung für den Ausbau des freien WLAN freuen, MdB Albert Rupprecht steht regelmäßig mit Rat und Tat via Videokonferenz zur Seite.

Tobias und Christian waren sogar schon zu einem gemeinsamen Antrittsbesuch bei mir im Rathaus Waldershof. Darüber habe ich mich sehr gefreut und mein Team war fast ein bisschen aufgeregt, weil es so etwas schon so lange nicht mehr gegeben hatte.

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Zum Schluss noch eine Frage: wenn die Bürgermeisterin nach einem langen Tag nach Hause kommt freut sie sich auf was?

MB: Ein gutes Gespräch mit meinem Mann Matthias, eine Runde Kuscheln mit Jonas und Emma und zum Abschluss ein kühles Nothhaft Hell! 😊

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Liebe Margit, vielen Dank für das Interview!