Frage: Margit, am 1. Mai ist es ein Jahr her, dass du dein Amt als Bürgermeisterin der Stadt Waldershof angetreten hast. Was waren die Schwerpunkte dieser ersten zwölf Monate?

Margit: Letztlich wurde und wird alles Arbeiten von der Pandemie überlagert. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass wir im Rathaus so stark vereinnahmt werden würden von der Organisation der Impfungen vor Ort, Teststrategien mit entwickeln helfen, Hygienekonzepte ausarbeiten usw. Darüber hinaus hat uns das Thema Kindergärten und Zukunft der Kinderbetreuung in Waldershof im ersten Jahr sehr stark gefordert. Hier sind gute Lösungen auf den Weg gebracht worden. Das Gewerbegebiet „Rosenthalbrache“ konnte weiter vorangetrieben werden. Der Bau der Ortsumgehung schreitet spürbar voran und viele Projekte in der Stadt sind in der Planung deutlich vorangekommen.

Frage: Dein Amtsantritt und der vieler anderer Bürgermeister und Landräte in Bayern stand klar unter den Einflüssen der Corona-Pandemie. Wie bewertest du die Auswirkungen der Pandemie auf deine Arbeit in Waldershof?

Margit: Man muss schon zugeben, dass es Corona bedingt immer wieder zu unvorhergesehenen Verzögerungen in vielen Arbeitsabläufen und auch bei der Projektausführung kommt. Mitarbeiter in den beauftragten Betrieben, Kindergärten, Bauhof oder Rathaus waren teilweise erkrankt oder in Quarantäne. Ich bin alles in allem jedoch sehr dankbar, dass letztlich alle, die positive Testergebnisse hatten auch wieder vollständig genesen sind und es keine schweren Krankheitsverläufe gab. Toll ist – und darauf bin ich auch stolz – dass wir trotz dieser doch manchmal widrigen Umstände wirklich viel bewegt haben und das auch von den Menschen wahrgenommen und wertgeschätzt wird.

Frage: Wenn du deine Erwartungen vor dem Amtsantritt vergleichst mit den Erfahrungen des ersten Jahres, wie ist es gelaufen?

Margit: Komplett anders als erwartet 🙂 Der repräsentative und erfreuliche Teil meiner Tätigkeit als Bürgermeisterin ist ja leider fast total weggefallen. Ich vermisse den Kontakt zu den Menschen in der Stadt, ich vermisse Feierlichkeiten, Feste, Jubiläen, Geburtstagsbesuche und all das Positive und Bereichernde, was einen wesentlichen Teil meines Amtes ausmacht. Ich habe vor dem Amtsantritt gewusst, dass es viele Projekte geben wird, die lieber gestern als heute angegangen werden hätten müssen. Über die tatsächliche Fülle der Herausforderungen, war und bin ich aber trotzdem immer wieder erstaunt.

Frage: Was war die größte Überraschung im Amt, die du bisher erlebt hast?

Margit: Eine höchst erfreuliche Überraschung war sicherlich die Nachricht, dass die Gewerbesteuereinnahmen im Vergleich zum Jahr 2019, im Jahr 2020 nochmal satt zugelegt haben und wir bei 18,7 Mio. Euro liegen. Ein unbeschreiblicher Segen für die Stadt und den Landkreis.

Frage: Du bist als Kreisrätin auch für den Landkreis Tirschenreuth aktiv und bist auch im wichtigen Kreisausschuss. Wo lagen hier die Schwerpunkte des ersten Jahres?

Margit: Auch im Kreistag und Kreisausschuss war Corona lange Zeit das vorherrschende Thema. Dennoch wurde auch erstaunlich viel vorangebracht. Der Neubau der Realschule in Kemnath ist auf einem guten Weg. Die Sanierung der Dreifachturnhalle am Stiftlandgymnasium in Tirschenreuth wurde beschlossen. Kräftig investiert wird auch in das Berufsschulzentrum in Wiesau und in die barrierefreie Neugestaltung des Innenhofes am Landratsamt werden, um nur einige wenige Projekte zu nennen.

Frage: Inwiefern profitiert die Stadt Waldershof von deiner Arbeit auf Kreisebene?

Margit: Der Landkreis unterstützt viele Projekte und Vorhaben in den einzelnen Kommunen. In diesen Genuss kann die Stadt Waldershof bei entsprechenden Aufgaben mit gemeindeübergreifender Bedeutung selbstverständlich auch kommen. Eminent wichtig ist bei der Arbeit auf Kreisebene der fortgesetzte intensive Austausch mit den Bürgermeisterkollegen, den Abgeordneten, dem Landrat und der Verwaltung im Landratsamt. Hier hole ich mir regelmäßig Lösungsansätze, neue Ideen und tatkräftige Unterstützung. Die Zusammenarbeit hier ist einfach klasse und unbezahlbar!

Frage: Landrat Roland Grillmeier kam auch neu ins Amt und muss fast ausschließlich die Ursachen und Auswirkungen der Corona-Pandemie bearbeiten. Wie ist deine Zusammenarbeit mit ihm und was hat es gebracht?

Margit: Anlässlich seines 50. Geburtstags vor einigen Wochen hat Norbert Neugirg über Roland gesagt: „Er kommt vor lauter Viren ja gar nicht zum Regieren…“ da steckt viel Wahres drin. Dennoch beweist er auch in diesem Amt, wie schon zuvor als Bürgermeister, dass er ein erfahrener Macher ist, der die Dinge mit Beharrlichkeit und durchdacht anschiebt und dabei die Menschen mitnehmen kann. Die Zusammenarbeit ist, gerade auch wenn es um Waldershof geht, ausgesprochen produktiv. Einen besseren Landrat kann ich mir nicht vorstellen!

Frage: Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem Marktredwitzer Oberbürgermeister Oliver Weigel? Was konnte hier schon erreicht werden und auf was können wir uns noch freuen?

Margit: Mit Oli bin ich regelmäßig in Kontakt. Das erste gemeinsam Projekt „LED-Beleuchtung und Radwegausbau der Verbindungsstrecke Waldershof – Marktredwitz“ haben wir bereits im Herbst erfolgreich abgeschlossen. Weitere Pläne sind schon gemacht. Ggf. wird es hinsichtlich des Bikeparks, den Waldershof verwirklichen möchte, eine Zusammenarbeit geben und  auch interkommunale Gewerbeflächen bleiben ein wichtiges Thema. Ich schätze Oli sehr und bin dankbar für seine Offenheit und Motivation gemeinsam in unserer Region auch über Bezirksgrenzen hinwegzudenken und die Dinge pragmatisch anzugehen. Das macht doppelt Spaß!

Frage: Es ist kein Geheimnis, dass Waldershof dank seiner starken örtlichen Wirtschaft eine finanzkräftige Stadt ist. Was steht auf deiner Agenda für das zweite Amtsjahr?

Margit: Pflichtaufgaben erfüllen, was das Zeug hält! Schulsanierungsplanung abschließen und in die Bauphase kommen, Kindergartenneubauplanung abschließen und auch hier zügig in die Bauphase kommen, ebenso beim Feuerwehrgerätehausanbau in Waldershof. Mit der Planung für den Neubau der Feuerwehr in Poppenreuth beginnen. Straßen sanieren, Kanäle und Wasserleitungen sanieren. Und, und, und…

Frage: Du arbeitest eng mit dem Stadtrat und den Fraktionssprechern zusammen. Wie bewertest du die Arbeit mit und im Stadtrat ein Jahr nach Amtsantritt?

Margit: Das ist für mich persönlich der größte Erfolg, dass es uns gelungen ist hier eine respektvolle, höchst produktive und wie ich finde auch sehr transparente Kommunikation im Stadtrat aufzubauen. Damit das klappt müssen alle im Gremium an einem Strang ziehen und das ist erfreulicherweise der Fall. Die aktive Mitarbeit der Referenten und der Fraktionen, sowie der weiteren Bürgermeister ist der Verwaltung und mir eine sehr große Hilfe. Wir verfügen im Stadtrat über Mitglieder mit ausgewiesener Expertise in den Bereichen Finanzen, Handwerk, Personalverwaltung, Feuerwehr, Bildung und vieles mehr. Dieses Wissen möchte ich auch für die Stadt verfügbar machen und renne damit regelmäßig offene Türen ein. Die Zusammenarbeit ist bereichernd und fruchtbar und das wird auch so bleiben!

Frage: Die Corona-Pandemie macht das bekannte gesellschaftliche Leben in Waldershof unmöglich. Es gab seit letztem Jahr kein Maibaumfest, Schlemmermeile oder die zahlreichen Feste der Vereine, die für die Bürgermeisterin immer auch feste Termine sind. Wie sehr freust du dich auf den ersten Festbesuch nach der Pandemie?

Margit: Ich kann es nimmer erwarten!!!!! 🙂

Frage: Du hast oft lange Tage im Rathaus und darüber hinaus. Wie erholst du dich und wie sieht der Ausgleich zum Arbeitsalltag aus?

Margit: Wenn es irgendwie geht verbringe ich Zeit mit meinen Kindern, das ist völlig klar. Die Familie kommt leider oft auch einmal zu kurz. Umso intensiver muss man die Zeit gestalten, die man miteinander hat. Um zur Ruhe zu kommen mache ich am allerliebsten ausgedehnte Wanderungen im Steinwald und im Fichtelgebirge alleine oder auch mit Freunden. Dann gibt es auch zumeist viele Bilder davon auf meinen Social Media Profilen zu sehen. Seit einiger Zeit habe ich ein neues CUBE – Mountainbike, das ich total liebe und mit dem man super schöne Touren machen kann. Wenn mal schlechtes Wetter ist mach ich auch sehr gerne Yoga. Das entspannt, kräftig und erdet.

Frage: Zum Schluss noch ein Ausblick auf die anstehende Bundestagswahl. Es sind aktuell schwierige politische Zeiten und der Ausgang der Wahl ist völlig offen. Was denkst du, wie die Wahlen ausgehen und wer ab Herbst die Bundesregierung stellt?

Margit: Oh, leider kein einfaches Thema. Ich würde mir wünschen, dass die CDU/CSU wieder den Kanzler stellt und eine gute Mehrheit erringt. Der Schlagabtausch Söder – Laschet hat der Partei meiner Einschätzung nach nicht gutgetan. Auch vor dem Hintergrund, dass die Basis klar mehr zu Söder tendiert hätte. Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass beide zurückziehen und Manfred Weber den Vorzug geben. Das hätte einen gewissen Charme gehabt und ein Stück weit auch wieder etwas gut gemacht.

Es wird ein hartes Stück Wahlkampfarbeit werden, aber was wirklich am aller wichtigsten ist: Eine grüne Kanzlerin muss unter allen Umständen vermieden werden!  Nach dieser Pandemie und den unkalkulierbaren Einflüssen auf unsere Wirtschaft in Deutschland darf es nicht auch noch grüne Experimente geben. Das wäre fatal. Deswegen müssen wir an der Basis kräftig Gas geben für Armin Laschet. Um es mit Angela Merkel zu sagen: ALTERNATIVLOS!

Frage: Margit, vielen Dank für deine Zeit und deine Antworten!